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Hundehierarchie – Kaiser, König, Bettelmann

Hunde fühlen sich am wohlsten, wenn Status und Stellung im Rudel geklärt ist. Einer muss Chef/Chefin sein. Und danach geht es die Hühnerleiter herunter bis zum Schlusslicht der Hundeschar. Der Allerletzte ist nicht unbedingt unglücklich über seine Position. Und es stimmt auch nicht, dass ständig Rangkämpfe entbrennen, wenn ein nachwachsendes Alphatier seine Chance wittert. Ich glaube, zu diesem Phänomen haben wir einfach zu viele Naturfilme gesehen. Es mag ja sein, dass bei Löwen oder Hirschen der Stärkste und Schönste das Leittier ist. Bei Hunden nicht unbedingt. Hier entscheidet nicht die Muskelmasse sondern … ja was (?) Intelligenz (?), Führungspersönlichkeit(?), Frechheit(?), Durchsetzungskraft(?)

Bei uns in der Familie haben erst einmal und ganz selbstverständlich die Menschen die Hosen an. Aber dann, unter den Hunden (zwei kastrierte Rüden, eine kastrierte Pflege-Hündin), klamüselt sich eben unabhängig davon auch eine weitere Rangfolge heraus.

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Unser kleiner Terrier Ben (Bodeguero Andaluz) ist mit drei Jahren das älteste Tier und am längsten bei uns. Er packt ganz gern seine Zähne aus, um sich Artgenossen vom Pelz zu halten. Er ist das Sensibelchen der drei, der Vorsichtigste, der am meisten Misstrauische. Ihm gebührt die Krone, meinen die beiden anderen, und ordnen sich ihm unter, dem sie an Köperkraft weit überlegen sind. Ben misst 45 cm Schulterhöhe.

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Unser zweiter Rüde Mazel (etwa 65 cm Schulterhöhe) ist jetzt zwei Jahre alt und ein Labrador-Mix. Er ist sehr begeisterungsfähig, verspielt und geradezu überschäumend, wenn man morgens zur Tür hereinkommt. Er orientiert sich, seitdem er mit etwa 6 Monaten in die Familie gekommen ist, ganz klar an Ben. Wenn der sich im Bettchen aufstellt und zu bellen oder knurren anfängt, springt Mazel gleich hinzu und schaut, was es denn gibt. Auf diese Weise hat er leider auch gelernt, das Katzen und fremde Hunde suspekt bis hassenswert sind. Erst im freien Spielen entdeckt er seine gutmütige Labrador-Seele wieder und kann dann mit allen. Mazel ist bei uns die Nummer Zwei und fühlt sich wohl in der Position des großen Kindes.

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Die etwa zwei-jährige Laila, die einen Monat Kururlaub bei uns hinter sich hat, belegt nach anfänglichen Panikschüben unserer Rüden nun ganz sicher die letzte Stelle in der Rangfolge. Seitdem dies klar ist, haben sich alle gut miteinander arrangiert (Ben) beziehungsweise angefreundet (Mazel). Ben hatte am Anfang einfach höllische Angst vor der 67 cm schulterhohen Husky-Hündin, die mit ihrem bauschigen Fell einfach gigantisch aussah. Ein bisschen keck wurde sie außerdem nach den ersten Tagen mit Mazel, dem auch ein wenig die Düse ging. Seitdem der sie aber ein paar Mal gefaltet hat, ist alles gut.

Zur Eingewöhnung der Pflegehündin bekamen wir von unserer Hundetrainerin eine einfache Regel auf den Weg: Hunde gewähren keine Gastfreundschaft wie Menschen. Das Konzept Gastfreundschaft (der Gast wird verwöhnt und genießt Sonderrechte) bringt das Rudelgefüge durcheinander und untergräbt den Status der anderen.

Laila bekam also als Letzte zu fressen, schlief nachts nicht im kuscheligen Hundebettchen im Wohnzimmer, verbrachte ihre Ruhezeiten allein auf ihrer Ruhematte im Flur, wurde als Letzte und deutlich weniger liebevoll gestreichelt, bekam die wenigste Ansprache. Wurde anfangs oft einfach übersehen.

Das mag grausam klingen, verschaffte aber allen Hunden Sicherheit, vermied Aggressionen/Kämpfe und führte zu schnellem Friedensschluss. Seit unsere eigenen Hunde selbst freundlicher sind, können wir die puschelige Hündin ausgiebig zausen und mit ihr kuscheln. Laila ist der Clown des Rudels. Verspielt, keck, schmusig. Sie ist keine Konkurrentin, sondern eine Spielkameradin für Welpenspiele (“Guck mal, was ich hier habe!”, “Fang mich, wenn du kannst”, “Lass uns balgen”). Und das macht doch auch Spaß.

Merke: Auch Hunde sind nicht alle gleich. Deshalb gibts auch bei ihnen unterschiedliche Berufe. Wir sind schließlich auch nicht alle Ärzte. Oder Kaiser. Oder König. Aber eben auch nicht Bettelmann. Das ist doch auch was.

Copyright by Rike Menn


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